Veröffentlicht am März 11, 2024

Die wahre Nachhaltigkeit eines Hotels zeigt sich nicht in wiederverwendeten Handtüchern, sondern in unsichtbaren, systemischen Investitionen in Energie, Wasser und die Lieferkette.

  • Maßnahmen mit hohem Wirkungshebel (z. B. Solaranlagen, Gebäudeleittechnik) sind entscheidender als symbolische Gesten.
  • Echtes Engagement lässt sich an operativen Details und der Transparenz des Managements ablesen, nicht an gekauften Zertifikaten.

Empfehlung: Nutzen Sie die hier vorgestellten Audit-Fragen, um vor Ihrer nächsten Buchung in Frankfurt die Nachhaltigkeitsversprechen eines Hotels kritisch zu hinterfragen und eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Fast jeder Gast, der in einem Hotel in Frankfurt eincheckt, kennt sie: die kleine Karte im Badezimmer, die freundlich darum bittet, Handtücher mehrfach zu benutzen, um die Umwelt zu schonen. Dazu gibt es vielleicht Bio-Marmelade am Frühstücksbuffet und Seifenspender statt kleiner Plastikfläschchen. Diese Maßnahmen sind sichtbar, leicht verständlich und vermitteln ein gutes Gefühl. Doch als Nachhaltigkeits-Auditor, der tagtäglich Hotelbetriebe durchleuchtet, weiß ich: Das ist nur die Spitze des Eisbergs – und oft eine reine Marketing-Fassade.

Die entscheidenden Weichen für echte Nachhaltigkeit werden nicht im Hotelzimmer gestellt, sondern im Maschinenraum, in der Einkaufsabteilung und in der Management-Etage. Es geht um komplexe Investitionsentscheidungen, systemische Effizienz und eine operative Philosophie, die weit über das Offensichtliche hinausgeht. Die wahre Frage ist nicht, ob ein Hotel „grün aussieht“, sondern ob es im Kern „grün operiert“. Viele Betriebe nutzen die allgemeine Nachfrage nach Nachhaltigkeit für geschicktes Greenwashing, ohne tiefgreifende Veränderungen vorzunehmen.

Aber was, wenn die wahre Nachhaltigkeit eines Hotels gar nicht in dem liegt, was man sieht, sondern in dem, was man gezielt hinterfragen muss? Dieser Artikel nimmt Sie mit hinter die Kulissen. Er gibt Ihnen die Werkzeuge eines Auditors an die Hand, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Wir analysieren, welche Maßnahmen wirklich einen Unterschied machen, wie Sie Greenwashing entlarven und woran Sie in einer Metropole wie Frankfurt ein Hotel erkennen, das sein Engagement für den Planeten ernst meint. Es ist an der Zeit, über die Handtücher hinauszublicken.

Um Ihnen eine klare Orientierung zu geben, beleuchtet dieser Leitfaden die entscheidenden Aspekte der Hotel-Nachhaltigkeit. Jeder Abschnitt widmet sich einer Kernfrage, die Ihnen hilft, die operativen Realitäten hinter den Marketing-Slogans zu verstehen.

Solaranlage vs. grüne Handtücher: Welche Maßnahmen haben echte Umweltwirkung?

Als Auditor ist meine erste Frage immer: Wo liegt der größte Wirkungshebel? Die Antwort ist fast nie die, die am plakativsten beworben wird. Die Initiative zur Wiederverwendung von Handtüchern ist ein klassisches Beispiel. Sie ist eine sinnvolle, aber primär kostensparende operative Maßnahme für das Hotel. Der ökologische Impact ist im Vergleich zu systemischen Investitionen marginal. Echte Wirkung entsteht dort, wo hohe Verbräuche an Energie und Ressourcen anfallen: bei der Gebäude- und Energietechnik.

Eine auf dem Hoteldach installierte Photovoltaikanlage ist eine solche Maßnahme mit hohem Wirkungshebel. Sie ist eine langfristige Investition in die Dekarbonisierung des Betriebs. Jede damit produzierte Kilowattstunde Strom muss nicht aus fossilen Brennstoffen im Netz bezogen werden. Aktuelle Berechnungen zeigen, dass eine durchschnittliche Photovoltaikanlage in Deutschland 0,5 bis 0,8 kg CO2 pro kWh einspart. Für ein Hotel mit hohem Energiebedarf ist das eine signifikante Reduktion seines CO2-Fußabdrucks.

Makroaufnahme von Solarpanel-Textur neben biologischen Hoteltextilien

Diese Investitionen sind nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Ein typisches 4-Sterne-Hotel mit 150 Zimmern hat immense Energiekosten. Durchdachte Effizienzmaßnahmen, von der Wärmedämmung über moderne Fenster bis hin zur smarten Steuerung, haben ein enormes Potenzial. Studien zeigen, dass solche Hotels realistische Einsparpotenziale von 30.000 bis 100.000 Euro pro Jahr erzielen können. Ein Hotel, das hier investiert, meint es ernst. Es verändert die Substanz seines Betriebs, statt nur an der Oberfläche zu polieren.

Warum verbraucht ein Öko-Hotel 60% weniger Wasser ohne dass Gäste Komfort verlieren?

Ein geringerer Wasserverbrauch ist ein weiteres Kennzeichen echter Nachhaltigkeit, aber auch hier liegt der Teufel im Detail. Die Behauptung, bis zu 60 % Wasser einsparen zu können, ohne den Komfort der Gäste zu beeinträchtigen, klingt zunächst utopisch. Doch sie ist durch eine Kombination unsichtbarer Technologien absolut realistisch und ein klares Indiz für systemische Effizienz statt bloßer Appelle an den Gast.

Der Schlüssel liegt nicht darin, den Gast zum kürzeren Duschen zu ermahnen, sondern die Infrastruktur intelligent zu gestalten. Die wichtigsten Instrumente dafür sind:

  • Durchflussbegrenzer: Moderne Duschköpfe und Wasserhähne mischen dem Wasserstrahl Luft bei (sogenannte Aeratoren). Das Gefühl von Fülle und Druck bleibt erhalten, während die tatsächlich durchfließende Wassermenge um bis zu 50 % reduziert wird. Der Gast merkt den Unterschied kaum.
  • Intelligente Spülungen: Toilettenspülungen mit 2-Mengen-Technik sind heute Standard, aber smarte Systeme gehen weiter. Sie passen die Spülmenge an die tatsächliche Nutzung an und verhindern unbemerkte Leckagen, die enorme Mengen Wasser verschwenden können.
  • Grauwassernutzung: Dies ist eine Maßnahme für Fortgeschrittene. Hier wird das relativ saubere Abwasser von Duschen und Waschbecken (Grauwasser) aufbereitet und für die Toilettenspülung oder die Bewässerung der Außenanlagen wiederverwendet. Dies schont wertvolle Trinkwasserressourcen erheblich.

Diese Technologien arbeiten im Hintergrund. Sie erfordern eine Anfangsinvestition, amortisieren sich aber durch die drastisch sinkenden Wasser- und Abwasserkosten. Ein Hotel, das auf seiner Webseite nicht nur vom Wassersparen spricht, sondern konkret den Einsatz von Aerator-Technologie oder gar Grauwasser-Recycling erwähnt, beweist tiefgreifendes, operatives Engagement. Es nimmt die Verantwortung auf sich, statt sie auf den Gast abzuwälzen.

Bio-regional-saisonal vs. Import-Convenience: Welche Frühstücksphilosophie ist nachhaltiger?

Das Frühstücksbuffet ist die Visitenkarte eines Hotels und ein Brennglas für seine Nachhaltigkeitsphilosophie. Hier prallen zwei Welten aufeinander: die scheinbar unbegrenzte Verfügbarkeit der Import-Convenience und die bewusste Beschränkung der bio-regional-saisonalen Ausrichtung. Als Auditor erkenne ich an der Zusammensetzung des Buffets sofort die operative Realität der Lieferkette.

Ein Buffet, das ganzjährig Erdbeeren aus Peru, Spargel aus Mexiko und Ananas aus Costa Rica anbietet, folgt der Logik der globalisierten Lebensmittelindustrie. Die Produkte werden von Großhändlern bezogen, die auf standardisierte Qualität, lange Haltbarkeit und permanente Verfügbarkeit optimiert sind. Der ökologische Rucksack dieser Waren ist durch lange Transportwege, Kühlketten und oft energieintensive Anbaumethoden enorm. Es ist der Weg des geringsten operativen Widerstands für das Hotel, aber mit maximaler externer Belastung für die Umwelt.

Im Gegensatz dazu erfordert ein bio-regional-saisonales Konzept einen fundamental anderen Ansatz. Es bedeutet für das Hotelmanagement:

  • Komplexere Logistik: Statt eines einzigen Großlieferanten muss mit mehreren kleinen, lokalen Erzeugern (Bauernhöfe, Imker, Bäckereien) kooperiert werden.
  • Flexibilität im Angebot: Das Buffet verändert sich mit den Jahreszeiten. Im Winter gibt es Apfelkompott statt frischer Beeren. Das erfordert Kreativität in der Küche und Kommunikation an den Gast.
  • Höhere Anforderungen an die Frische: Regionale Produkte haben oft eine kürzere Haltbarkeit und müssen schneller verarbeitet werden, was ein exzellentes Management zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen voraussetzt.

Diese Philosophie ist operativ anspruchsvoller und oft auch im Einkauf teurer. Ein Hotel, das diesen Weg geht und seine Lieferanten transparent benennt (z.B. „Honig vom Imker Schmidt aus dem Taunus“), beweist ein tiefes Verständnis von Nachhaltigkeit. Es stärkt die lokale Wirtschaft, reduziert Transportemissionen und bietet ein authentischeres Erlebnis. Es ist ein klares Bekenntnis, das weit über ein einzelnes Bio-Siegel auf der Marmelade hinausgeht.

Welche 6 Details im Hotel zeigen echtes Engagement statt nur gekaufter Zertifikate?

Zertifikate und Nachhaltigkeitssiegel können ein erster Anhaltspunkt sein, doch ihre Aussagekraft ist oft begrenzt. Einige sind anspruchsvoll, andere können mit überschaubarem Aufwand „gekauft“ werden, um eine grüne Fassade zu errichten. Als Auditor verlasse ich mich daher nie allein auf Logos an der Eingangstür. Ich suche nach unscheinbaren Details im Hotelalltag, die nicht Teil eines Standard-Prüfkatalogs sind, aber die gelebte Kultur der Nachhaltigkeit verraten.

Achten Sie bei Ihrem nächsten Aufenthalt in Frankfurt auf diese sechs Indizien. Sie sind schwer zu fälschen und zeigen, ob das Engagement tief in der DNA des Hotels verankert ist:

  1. Die Qualität der wiederverwendbaren Alternativen: Statt billiger Plastik-Wasserkocher stehen hochwertige Edelstahl-Modelle im Zimmer? Werden an der Bar oder im Spa robuste, ansprechende Gläser und Karaffen statt Einwegbecher verwendet? Investitionen in langlebige, ästhetische Alternativen zeigen Wertschätzung für das Prinzip der Wiederverwendung.
  2. Wissen und Stolz der Mitarbeiter: Fragen Sie einen Mitarbeiter beiläufig nach der Herkunft des Kaffees oder nach der Mülltrennung. Antwortet er kompetent und mit einem gewissen Stolz auf die Maßnahmen des Hotels, ist das ein Zeichen für eine authentische Unternehmenskultur. Ist er ahnungslos oder desinteressiert, bleibt Nachhaltigkeit wahrscheinlich ein reines Management-Thema.
  3. Konsequente und sichtbare Mülltrennung: Finden Sie nur einen einzigen Mülleimer im Zimmer oder ein durchdachtes System mit klar beschrifteten Behältern für Papier, Restmüll und Verpackungen? Ein konsequentes Trennsystem, das auch für den Gast sichtbar ist, beweist operativen Ernst.
  4. Lokale, nicht-gastronomische Partnerschaften: Kooperiert das Hotel mit lokalen Künstlern für die Dekoration, mit einer sozialen Werkstatt für die Herstellung von Deko-Elementen oder mit einem Frankfurter Fahrrad-Startup für den Verleih? Solche Partnerschaften stärken die lokale Gemeinschaft und zeigen ein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit.
  5. Transparenz über Ziele und Fortschritte: Findet sich auf der Hotel-Website oder in der Zimmermappe ein echter, datengestützter Nachhaltigkeitsbericht (z.B. „Wir haben unseren Wasserverbrauch um 15% gesenkt“) anstelle von vagen Phrasen („Wir schützen die Umwelt“)? Zahlen lügen nicht.
  6. Die „Nein-Sagen“-Politik: Bietet das Hotel bewusst keine Mini-Plastikflaschen in der Minibar an, auch wenn manche Gäste danach fragen? Verzichtet es auf einzeln in Plastik verpackte Kekse zum Kaffee? Die Fähigkeit, aus Überzeugung auf bestimmte, nicht nachhaltige „Standards“ zu verzichten, ist ein starkes Zeichen.

Diese Details ergeben in der Summe ein klares Bild. Sie zeigen, ob ein Hotel Nachhaltigkeit als Marketing-Instrument oder als echten Unternehmenszweck begreift.

Wie fragt man höflich nach wiederverwendbaren Wasserflaschen statt Plastikflaschen?

Selbst der informierte Gast steht manchmal vor einer einfachen, aber unangenehmen Situation: Im Hotelzimmer oder Konferenzraum stehen ausschließlich Einweg-Plastikflaschen bereit. Die direkte Konfrontation kann unangenehm sein. Doch Ihre Frage, richtig formuliert, ist mehr als nur ein persönlicher Wunsch – sie ist ein wertvolles Marktsignal an das Hotelmanagement.

Es geht nicht darum, Vorwürfe zu machen, sondern einen Bedarf zu artikulieren und eine bessere Alternative anzuregen. Eine höfliche, aber bestimmte Nachfrage kann einen Denkprozess anstoßen. Hier sind einige bewährte Formulierungen, die Sie je nach Situation an der Rezeption oder im Gespräch mit dem Personal verwenden können:

Die kooperative Variante (ideal an der Rezeption):
„Guten Tag, ich versuche, auf Einwegplastik zu verzichten. Gibt es bei Ihnen die Möglichkeit, meine eigene Flasche mit gefiltertem Wasser aufzufüllen? Oder bieten Sie vielleicht wiederverwendbare Glasflaschen an?“
Diese Formulierung ist nicht anklagend. Sie präsentiert Ihr Anliegen als persönliche Entscheidung und fragt proaktiv nach bestehenden Lösungen. Sie signalisiert, dass eine solche Infrastruktur (Wasserspender, Flaschensystem) geschätzt würde.

Die Service-orientierte Variante (im Restaurant oder Konferenzbereich):
„Könnten Sie mir bitte eine Karaffe Leitungswasser an den Tisch bringen? Das Frankfurter Leitungswasser ist ja von ausgezeichneter Qualität.“
Diese Frage ist in Deutschland selbstverständlich und dennoch wirksam. Sie normalisiert die nachhaltigste aller Optionen – Leitungswasser – und unterstreicht dessen hohe Qualität, was eventuelle Bedenken des Personals entkräftet.

Die zukunftsorientierte Variante (beim Check-out):
„Vielen Dank für den Aufenthalt. Als kleine Anregung für Ihre Nachhaltigkeitsbemühungen: Ich würde mich bei meinem nächsten Besuch sehr über wiederverwendbare Wasserflaschen im Zimmer freuen. Viele Hotels Ihrer Kategorie bieten das bereits erfolgreich an.“
Dieses Feedback am Ende Ihres Aufenthalts ist konstruktiv und positioniert den Wunsch als modernen Standard. Es ist eine professionelle Rückmeldung, die vom Management eher als wertvoller Hinweis denn als Beschwerde wahrgenommen wird.

Welche 6 Fragen entlarven Greenwashing und bestätigen echtes Öko-Engagement?

Als Auditor ist mein wichtigstes Werkzeug die richtige Frage. Vage Marketing-Aussagen wie „Wir sind grün“ oder „Wir handeln nachhaltig“ sind wertlos, bis sie einem Realitätscheck unterzogen werden. Als anspruchsvoller Gast können Sie genau dieselbe Taktik anwenden. Bevor Sie in Frankfurt buchen oder während Ihres Aufenthalts können Sie mit gezielten, aber höflichen Fragen die Tiefe des Engagements ausloten. Ein Hotel, das wirklich nachhaltig wirtschaftet, wird diese Fragen begrüßen und stolz darauf sein, konkrete Antworten zu geben. Ein Greenwashing-Betrieb wird ins Stocken geraten.

Die folgenden Fragen sind darauf ausgelegt, die operative Realität hinter den Slogans aufzudecken. Sie müssen nicht alle stellen, aber schon eine oder zwei können sehr aufschlussreich sein. Notieren Sie sich die Antworten und vergleichen Sie sie mit den vagen Versprechen auf der Website.

Ihre Audit-Checkliste: 6 Fragen, die Greenwashing entlarven

  1. Zur Energie: „Beziehen Sie zertifizierten Ökostrom? Und gibt es darüber hinaus eigene Maßnahmen zur Energieerzeugung oder -reduktion, wie zum Beispiel eine Solaranlage oder eine moderne Gebäudeleittechnik?“ (Trennt zwischen passivem Bezug und aktiver Investition)
  2. Zum Frühstück: „Ich habe gelesen, dass Sie Wert auf regionale Produkte legen. Können Sie mir beispielhaft zwei Ihrer lokalen Lieferanten für das Frühstücksbuffet nennen?“ (Prüft, ob „regional“ eine Floskel oder gelebte Praxis ist)
  3. Zum Abfall: „Welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Lebensmittelabfälle am Buffet zu reduzieren?“ (Zielt auf ein zentrales Problem der Hotellerie; gute Antworten wären z.B. kleinere Buffet-Schalen, Live-Cooking-Stationen, Kooperationen mit Food-Sharing-Initiativen)
  4. Zu den Mitarbeitern: „Wie werden Ihre Mitarbeiter in die Nachhaltigkeitsstrategie einbezogen und geschult?“ (Prüft, ob Nachhaltigkeit eine reine Management-Aufgabe oder Teil der Unternehmenskultur ist)
  5. Zur Messbarkeit: „Veröffentlichen Sie Kennzahlen zu Ihrem Energie- oder Wasserverbrauch, um Ihre Fortschritte transparent zu machen?“ (Fordert Beweise statt Behauptungen)
  6. Zur sozialen Komponente: „Welche Initiativen gibt es, um auch soziale Nachhaltigkeit zu fördern, zum Beispiel durch die Zusammenarbeit mit lokalen sozialen Einrichtungen oder die Sicherstellung fairer Arbeitsbedingungen?“ (Erweitert den Nachhaltigkeitsbegriff über reine Ökologie hinaus)

Die Qualität der Antwort ist entscheidend. Eine gute Antwort ist spezifisch, datengestützt (wenn möglich) und wird mit Selbstvertrauen gegeben. Eine ausweichende, allgemeine oder unsichere Antwort ist ein deutliches Warnsignal für Greenwashing.

Warum ist die Wahl eines Fair-Trade-Cafés wichtiger als 2 kg CO2-Ersparnis bei der Anreise?

In der Diskussion um nachhaltiges Reisen wird oft ein starker Fokus auf den CO2-Fußabdruck der Anreise gelegt. Selbstverständlich ist es sinnvoll, wenn möglich die Bahn statt des Flugzeugs zu nehmen. Doch diese Perspektive verengt den Blick auf einen einzigen Aspekt und vernachlässigt die enorme Hebelwirkung der täglichen, operativen Entscheidungen eines Hotels. Die Wahl des Kaffees, der jeden Morgen tausendfach ausgeschenkt wird, ist ein perfektes Beispiel dafür.

Eine CO2-Ersparnis von 2 kg bei der Anreise eines einzelnen Gastes ist eine einmalige, individuelle Einsparung. Sie ist positiv, aber isoliert. Die Entscheidung eines Hotels, konsequent auf Fair-Trade-zertifizierten Kaffee umzusteigen, ist hingegen eine systemische, kontinuierliche Entscheidung mit weitreichenden globalen Auswirkungen. Warum ist dieser Wirkungshebel so viel größer?

Fair-Trade-Zertifizierung ist mehr als nur ein Öko-Label. Sie garantiert:

  • Existenzsichernde Löhne: Die Kaffeebauern erhalten einen garantierten Mindestpreis, der sie vor den extremen Schwankungen des Weltmarktes schützt und ihnen ein stabiles Einkommen sichert.
  • Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit: Strenge soziale Standards werden entlang der gesamten Lieferkette kontrolliert.
  • Förderung von Umweltstandards: Der Anbau muss umweltschonenden Kriterien folgen, wie dem Schutz von Wasserressourcen und dem Verzicht auf gefährliche Pestizide.
  • Gemeinschaftsprojekte: Eine zusätzliche Fair-Trade-Prämie fließt in Gemeinschaftsprojekte wie den Bau von Schulen, medizinische Versorgung oder die Verbesserung der Infrastruktur in den Anbauregionen.

Ein Hotel in Frankfurt, das täglich hunderte Tassen Kaffee serviert, schafft durch die Wahl eines Fair-Trade-Produktes eine kontinuierliche positive Wirkung am anderen Ende der Welt. Es ist eine Entscheidung für soziale Gerechtigkeit und globale Verantwortung. Diese Entscheidung hat eine völlig andere, aber nicht minder wichtige Dimension als die Reduktion von CO2. Sie zeigt, dass das Hotel Nachhaltigkeit ganzheitlich versteht – als ein Zusammenspiel von ökologischen, sozialen und ökonomischen Faktoren.

Das Wichtigste in Kürze

  • Echte Nachhaltigkeit liegt in systemischen Investitionen (Energie, Wasser), nicht in symbolischen Gesten (Handtücher).
  • Die Lieferkette, insbesondere bei Lebensmitteln, ist ein entscheidender Indikator für die Nachhaltigkeitsphilosophie eines Hotels.
  • Transparenz, Messbarkeit und das Wissen der Mitarbeiter sind verlässlichere Anzeichen für Engagement als bloße Zertifikate.

Woran erkennt man wirklich nachhaltige Unterkünfte in Frankfurt?

Nachdem wir nun die entscheidenden Wirkungshebel und die verräterischen Details analysiert haben, fügen wir die Teile zu einem praktischen Leitfaden zusammen. Wenn Sie das nächste Mal eine Unterkunft in Frankfurt suchen und Wert auf echtes Nachhaltigkeitsengagement legen, gehen Sie wie ein Auditor vor. Kombinieren Sie die Recherche vorab mit gezielten Beobachtungen vor Ort.

Beginnen Sie Ihre Suche mit einem Blick auf die Website des Hotels. Ignorieren Sie allgemeine Phrasen und suchen Sie den „Nachhaltigkeits“-Bereich. Finden Sie dort konkrete Zahlen, benannte Partner oder einen detaillierten Bericht statt Stockfotos von Wäldern? Das ist ein erstes positives Signal. Prüfen Sie die Lage: Ein Hotel in unmittelbarer Nähe zu einem S- oder U-Bahn-Knotenpunkt wie dem Hauptbahnhof oder der Hauptwache unterstützt aktiv eine nachhaltige Mobilität in der Stadt.

Haben Sie eine engere Auswahl getroffen, nutzen Sie die Audit-Fragen aus diesem Leitfaden. Senden Sie eine kurze E-Mail oder rufen Sie an. Fragen Sie beispielsweise nach dem Ökostrom-Bezug und eigenen Energieerzeugungsmaßnahmen. Die Reaktion darauf ist Gold wert. Eine schnelle, spezifische und stolze Antwort ist ein starkes Indiz. Ein Zögern oder eine allgemeine Antwort ist ein Warnsignal. Echte Nachhaltigkeit ist in Frankfurt keine Nische mehr, sondern ein Qualitätsmerkmal, das gute Hotels selbstbewusst kommunizieren. Es geht darum, informierte Entscheidungen zu treffen, die über das grüne Etikett hinausgehen und eine Hotellerie fördern, die ihre Verantwortung wirklich ernst nimmt.

Um Ihre Fähigkeiten als „Gast-Auditor“ zu schärfen, lohnt es sich, die grundlegenden Kriterien zur Erkennung nachhaltiger Unterkünfte zu verinnerlichen.

Fordern Sie bei Ihrer nächsten Buchung Transparenz ein und nutzen Sie Ihre Wahl als Gast, um jene Hotels in Frankfurt zu belohnen, die hinter den Kulissen den echten, oft unsichtbaren Weg der Nachhaltigkeit gehen.

Fragen fréquentes sur die Nachhaltigkeit von Hotels in Frankfurt

Geschrieben von Julia Hartmann, Julia Hartmann ist Diplom-Geografin mit Schwerpunkt nachhaltiger Tourismus und seit 11 Jahren als Beraterin für verantwortungsvollen Städtetourismus und umweltfreundliche Reisekonzepte tätig. Sie ist zertifizierte CSR-Managerin Tourismus (TourCert) und arbeitet aktuell als selbständige Nachhaltigkeitsberaterin für Hotels, Destinationsmanagement-Organisationen und Tourismusverbände.