Veröffentlicht am März 11, 2024

Ein Museumsbesuch am Mainufer ist kein Spaziergang, sondern ein kuratierter Kultur-Marathon, dessen Erfolg von strategischer Planung abhängt.

  • Thematische Cluster und eine bewusste Dramaturgie des Tages verhindern inhaltliche Übersättigung.
  • Strikte Zeitfenster pro Museum und geplante Pausen sind entscheidend, um das „Aufmerksamkeits-Budget“ zu schonen.
  • Die Wahl des richtigen Tickets (Einzel, Tages- oder Jahreskarte) hängt direkt von der Intensität Ihrer Planung ab.

Empfehlung: Behandeln Sie Ihren Besuch nicht als Checkliste, sondern als eine sorgfältig choreografierte Inszenierung. Nur so verwandelt sich Quantität in qualitative Tiefe.

Die schiere Dichte an Weltklassemuseen am Frankfurter Mainufer ist ein Magnet für Kulturbegeisterte. Man steht am Ufer, blickt auf die beeindruckende Kette von Ausstellungshäusern und spürt den Drang, alles aufsaugen zu wollen. Die gängige Reaktion? Man kauft sich ein Ticket und stürzt sich ins Getümmel, in der Hoffnung, möglichst viel „mitzunehmen“. Doch dieser Ansatz führt oft zu einem Phänomen, das Experten als kognitive Sättigung oder „Museumsmüdigkeit“ bezeichnen: eine geistige Erschöpfung, die den Genuss trübt und die Erinnerungen verblassen lässt.

Doch was wäre, wenn der Schlüssel zu einem erfüllenden Erlebnis nicht darin liegt, so viele Museen wie möglich abzuhaken, sondern darin, den Besuch als einen strategischen Kultur-Marathon zu begreifen? Ein Marathon, bei dem nicht die Geschwindigkeit, sondern das intelligente Management der eigenen Energie und Aufmerksamkeit über den Erfolg entscheidet. Es geht darum, eine persönliche Besucher-Choreografie zu entwickeln, die thematische Tiefe schafft, die Sinne schont und jeden einzelnen Museumsbesuch zu einem nachhaltigen Erlebnis macht. Statt einer oberflächlichen Tour wird Ihr Tag am Museumsufer so zu einer kuratierten Reise.

Dieser Leitfaden ist Ihre strategische Roadmap. Wir werden nicht nur klären, welche Museen zusammenpassen, sondern auch, warum bestimmte Zeitpläne Ihre Aufnahmefähigkeit maximieren. Wir analysieren die Ticket-Optionen aus der Perspektive eines Strategen und tauchen in die städtebauliche Vision ein, die dieses einzigartige Kulturquartier überhaupt erst möglich gemacht hat. Bereiten Sie sich darauf vor, das Museumsufer nicht nur zu besuchen, sondern es meisterhaft zu erobern.

Kunstmuseen-Cluster oder Geschichte-Technik-Mix: Welche Kombinationen ergeben Sinn?

Die strategische Planung Ihres Kultur-Marathons beginnt mit der wichtigsten Entscheidung: der Kombination der Museen. Eine willkürliche Abfolge führt zu geistiger Dissonanz und Erschöpfung. Der Schlüssel liegt im „Thematic Clustering“, der Bündelung von Häusern nach inhaltlicher oder atmosphärischer Verwandtschaft. So schaffen Sie eine Erlebnis-Dramaturgie, die den ganzen Tag über trägt. Anstatt wahllos von Antike zu Gegenwartskunst zu springen, kuratieren Sie Ihren eigenen, logischen Pfad.

Eine bewährte Methode ist die Konzentration auf eine einzige Disziplin. Ein reiner Kunst-Cluster könnte beispielsweise das Städel Museum mit seinen Alten Meistern, das Museum für Moderne Kunst (MMK) und das Museum Angewandte Kunst (MAK) für Design und Ästhetik umfassen. Dies ermöglicht einen tiefen Tauchgang in die visuelle Kultur über Epochen hinweg. Alternativ kann ein Mix aus kontrastierenden Themen anregend sein: Kombinieren Sie ein text- und faktenlastiges Museum wie das Historische Museum mit einem rein visuellen Erlebnis wie dem Liebieghaus mit seinen Skulpturen. Dieser Wechsel der Rezeptionsart schont Ihr Aufmerksamkeits-Budget und hält den Geist frisch.

Die geografische Nähe der Museen am Schaumainkai ist dabei Ihr größter strategischer Vorteil. Die kurzen Wege ermöglichen es, ohne nennenswerten Zeitverlust zwischen den Häusern zu wechseln und so eine dichte, aber logische Erzählung für Ihren Tag zu schaffen.

Fallbeispiel: Erfolgreiche thematische Museumsrouten in Frankfurt

Das Frankfurter Museumsufer selbst schlägt kuratierte Wege vor, die die Entscheidungslast für Besucher reduzieren. Die Route „Klassische Moderne“ verbindet das Städel Museum, das Museum Angewandte Kunst und das Museum für Moderne Kunst zu einem kohärenten Erlebnis. Für Geschichtsinteressierte führt der „Historische Pfad“ vom Historischen Museum über das Jüdische Museum zum Museum Judengasse und schafft so eine tiefgreifende inhaltliche Verbindung. Diese thematischen Routen sind ein exzellentes Beispiel dafür, wie eine durchdachte Choreografie den Wert der einzelnen Besuche steigert.

Warum sollte man maximal 2,5 Stunden pro Museum und nie mehr als 3 Museen täglich planen?

Die größte Fehleinschätzung bei einem Museums-Marathon ist die Annahme, unsere Aufnahmefähigkeit sei unbegrenzt. Das Gegenteil ist der Fall. Die menschliche Aufmerksamkeit ist eine kostbare, endliche Ressource – Ihr „Aufmerksamkeits-Budget“. Wer dieses Budget überzieht, zahlt mit geistiger Erschöpfung, bei der die Eindrücke nur noch an einem vorbeiziehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Die strategische Limitierung von Besuchszeit und -anzahl ist daher keine Einschränkung, sondern eine Optimierung für maximale Erlebnisqualität.

Die kognitive Wissenschaft liefert hierfür die Begründung. Museumsmüdigkeit ist ein realer, gut erforschter Zustand. Studien zur Museumsmüdigkeit zeigen, dass bereits nach etwa 30 Minuten intensiver Betrachtung das Interesse signifikant sinken kann und nach einer Stunde oft eine spürbare Apathie einsetzt. Die Grenze von maximal 2,5 Stunden pro Museum ist daher ein pragmatischer Kompromiss. Sie erlaubt es, sich auf die Highlights oder eine spezifische Abteilung zu konzentrieren, ohne in den Bereich der kognitiven Sättigung zu geraten. Die Regel, nie mehr als drei Museen pro Tag zu besuchen, schützt Ihr Gesamtbudget für den Tag.

Dieser Ansatz erfordert ein Umdenken: weg vom Ziel der Vollständigkeit, hin zum Ziel der Tiefe. Es ist weitaus wertvoller, drei Ausstellungen wirklich verstanden und genossen zu haben, als durch sechs gehetzt zu sein. Ein wesentlicher Teil dieser Strategie sind die Pausen dazwischen. Ein Kaffee im Museumscafé oder ein kurzer Spaziergang am Mainufer ist kein Zeitverlust, sondern eine notwendige Investition, um das Aufmerksamkeits-Budget wieder aufzuladen.

Besucher entspannen im sonnigen Museumscafé mit Blick auf den Garten

Wie diese Aufnahme zeigt, ist der Moment der Ruhe ein integraler Bestandteil der Besucher-Choreografie. Diese regenerativen Pausen ermöglichen es dem Gehirn, die aufgenommenen Informationen zu verarbeiten und sich auf den nächsten Akt des Kultur-Marathons vorzubereiten. Planen Sie diese Oasen der Entspannung bewusst in Ihre Route ein.

Museumsufer-Ticket vs. Einzelkarten: Ab wie vielen Besuchen rechnet sich welches Angebot?

Nachdem die strategische Route und der Zeitplan stehen, folgt die ökonomische Optimierung: die Wahl des richtigen Tickets. Diese Entscheidung sollte nicht aus dem Bauch heraus getroffen werden, sondern auf einer klaren Kalkulation basieren. Die Frankfurter Museumslandschaft, die laut offiziellen Angaben jährlich über 2 Millionen Menschen in ihre fast 60 Ausstellungshäuser lockt, bietet hierfür ein gestaffeltes System, das unterschiedliche Nutzungsintensitäten belohnt.

Die Wahl zwischen Einzelkarten, dem MuseumsuferTicket für zwei Tage oder der MuseumsuferCard für ein ganzes Jahr ist eine direkte Funktion Ihrer Planung. Wer nur ein einziges, spezifisches Museum tiefgehend erkunden möchte (gemäß der 2,5-Stunden-Regel), für den ist eine Einzelkarte oft die wirtschaftlichste Lösung. Sobald Ihr kuratierter Plan jedoch zwei oder mehr Museen an einem Wochenende umfasst, ändert sich die Rechnung dramatisch. Hier kommt das MuseumsuferTicket ins Spiel, das sich oft schon ab dem zweiten Museumsbesuch amortisiert und Ihnen maximale Flexibilität für Ihre Zwei-Tages-Choreografie gibt.

Für lokale oder wiederkehrende Kultur-Marathonläufer ist die MuseumsuferCard die ultimative strategische Option. Der Break-Even-Point liegt in der Regel bei sieben bis acht Einzelbesuchen pro Jahr. Wer also plant, die Vielfalt des Museumsufers über das Jahr verteilt in mehreren, gut geplanten Etappen zu erkunden, trifft mit der Jahreskarte die klügste finanzielle Entscheidung.

Die folgende Tabelle fasst die strategischen Kennzahlen der gängigsten Ticketoptionen zusammen, um Ihre Entscheidung zu erleichtern. Die Analyse basiert auf den offiziellen Preisstrukturen und durchschnittlichen Eintrittspreisen.

Kostenvergleich der Ticketoptionen für das Frankfurter Museumsufer
Ticketoption Preis Gültigkeit Break-Even-Point
Einzelticket Museum 10-14 € 1 Tag, 1 Museum
MuseumsuferTicket 21 € 2 Tage, 39 Museen Ab 2 Museen
MuseumsuferCard 89 € 1 Jahr, 39 Museen Ab 7-8 Museumsbesuchen
Familienticket (2 Erw. + Kinder) 32 € 2 Tage Ab 2 Museen für Familie

Warum gibt es 13 Museen auf 1,5 km Ufer in Frankfurt statt Verteilung über die Stadt?

Die außergewöhnliche Konzentration von Museen am Main ist kein historischer Zufall, sondern das Ergebnis einer kühnen kulturpolitischen Vision aus den späten 1970er Jahren. Anstatt Kultureinrichtungen über das gesamte Stadtgebiet zu verteilen, entschied man sich bewusst für die Schaffung eines dichten, fußläufigen Kulturherzens. Diese städtebauliche Entscheidung ist der eigentliche Grund, warum ein strategischer Kultur-Marathon hier überhaupt erst möglich ist.

Der entscheidende Impuls kam vom damaligen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann. Seine Vision „Kultur für alle“ zielte darauf ab, Barrieren abzubauen und Kultur physisch wie intellektuell zugänglicher zu machen. Die Idee, eine Perlenkette von Museen entlang des Mains zu schaffen, war das Kernstück dieser Strategie. Bestehende Gründerzeitvillen am Schaumainkai wurden nicht abgerissen, sondern kunstvoll zu Museen umgebaut und durch spektakuläre Neubauten von internationalen Stararchitekten ergänzt. Dies schuf eine einzigartige Symbiose aus Alt und Neu und etablierte Frankfurt als weltoffene, liberale Metropole.

Diese Konzentration dient mehreren strategischen Zwecken: Sie schafft eine starke visuelle Identität, fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Häusern und – für den Besucher am wichtigsten – minimiert die Reibungsverluste. Die physische Nähe der Museen ermöglicht eine „Besucher-Choreografie“, bei der der Wechsel von einem Haus zum nächsten Teil des kulturellen Spaziergangs wird und nicht eine logistische Herausforderung darstellt.

Das kulturpolitische Projekt „Kultur für alle“ von Hilmar Hoffmann

In den 1980er Jahren wurde Hoffmanns Vision Realität. Bestehende Museen wurden erweitert und neue gebaut, oft durch die Umnutzung historischer Villen. Renommierte Architekten wie Richard Meier (Museum Angewandte Kunst), Oswald Mathias Ungers (Deutsches Architekturmuseum) und Hans Hollein (Museum für Moderne Kunst) prägten das neue Gesicht des Ufers. Das Ziel war die Schaffung eines „pulsierenden, fußläufigen Kulturherzens“, das die Innenstadt kulturell mit dem Stadtteil Sachsenhausen verbindet und die Idee der zugänglichen Kultur für alle Bürgerinnen und Bürger manifestiert.

Dienstagmorgen oder Donnerstagabend: Wann genießt man Museen mit minimalen Besucherzahlen?

Ein entscheidender Faktor für die Qualität Ihres Kultur-Marathons ist das Timing. Selbst die beste thematische Route wird durch überfüllte Räume und lange Wartezeiten zunichtegemacht. Ein strategischer Besucher agiert antizyklisch und nutzt die Zeitfenster, in denen die meisten anderen nicht an einen Museumsbesuch denken. Die Analyse der Besucherströme ist daher ein wesentlicher Teil Ihrer Planung.

Generell gilt: Wochenenden und Feiertage sind für einen kontemplativen, tiefgehenden Besuch ungeeignet. Die Besucherdichte erreicht an diesen Tagen, aber auch bei Großveranstaltungen, ihren Höhepunkt. Ein Indikator dafür ist das Museumsuferfest, bei dem laut offiziellen Angaben jährlich rund 30.000 Buttons verkauft werden, die als Eintrittskarte für alle Häuser dienen. Wer Ruhe und Raum sucht, muss unter der Woche planen. Der Dienstagvormittag, direkt nach dem Ruhetag am Montag, gilt als Geheimtipp. Zwischen 10 und 12 Uhr sind die Säle oft am leersten und bieten ideale Bedingungen für eine konzentrierte Kunstbetrachtung.

Ebenso ruhig sind die Nachmittage am Mittwoch und Donnerstag zwischen 14 und 16 Uhr, nachdem die Schulklassen gegangen sind und bevor der Feierabendverkehr einsetzt. Eine besondere strategische Möglichkeit bietet der Donnerstagabend. Viele Frankfurter Museen haben an diesem Tag verlängerte Öffnungszeiten, oft bis 21 Uhr. Ein Besuch zwischen 18 und 20 Uhr verbindet eine entspannte, urbane Atmosphäre mit deutlich geringeren Besucherzahlen als am Wochenende. Eine weitere clevere Taktik: Beginnen Sie Ihren Rundgang im obersten Stockwerk des Museums und arbeiten Sie sich nach unten. Die meisten Besucher bewegen sich chronologisch von unten nach oben, sodass Sie oft gegen den Strom und damit in leereren Räumen unterwegs sind.

Ihr Audit-Plan für den besucherarmen Museumsgenuss

  1. Zeitfenster definieren: Identifizieren Sie Ihre idealen, antizyklischen Besuchszeiten (z. B. Dienstag 10-12 Uhr, Donnerstag 18-20 Uhr) und blocken Sie diese in Ihrem Kalender.
  2. Stoßzeiten inventarisieren: Listen Sie bekannte Stoßzeiten auf, die Sie meiden werden (Wochenenden, Feiertage, letzter Samstag im Monat wegen freiem Eintritt).
  3. Routen-Kohärenz prüfen: Stellen Sie sicher, dass die Öffnungszeiten Ihrer gewählten Museen mit Ihrem Zeitplan übereinstimmen, insbesondere bei Abendöffnungen.
  4. Besucherfluss-Strategie festlegen: Entscheiden Sie sich für eine Taktik zur Vermeidung von Menschenmassen im Museum selbst (z. B. „von oben nach unten“ arbeiten).
  5. Alternativplan erstellen: Was tun, wenn ein Museum unerwartet voll ist? Definieren Sie ein Ausweichmuseum oder planen Sie einen Spaziergang als Puffer ein.

Wie plant man einen Rundgang der architektonisch UND inhaltlich Sinn ergibt?

Ein Kultur-Marathon am Museumsufer bietet eine seltene Chance, nicht nur Kunst und Geschichte, sondern auch Architekturgeschichte im 1:1-Maßstab zu erleben. Ein strategisch geplanter Rundgang sollte daher beide Ebenen – die inhaltliche und die architektonische – zu einer kohärenten Erzählung verweben. Die Gebäude sind hier nicht nur Hüllen, sondern selbst Exponate, die im Dialog mit den Sammlungen in ihrem Inneren stehen.

Ein solcher Rundgang erfordert eine „doppelte Leseart“. Beginnen Sie Ihre Planung mit einem architektonischen Highlight. Das Deutsche Architekturmuseum (DAM), ein Meisterwerk von Oswald Mathias Ungers mit seinem ikonischen „Haus-im-Haus“-Konzept, ist der ideale Startpunkt, um den Blick für Baukunst zu schärfen. Von dort aus kann die Route chronologisch oder stilistisch fortgesetzt werden. Ein Spaziergang zum benachbarten Museum Angewandte Kunst führt Sie in die lichtdurchflutete, weiße Moderne von Richard Meier, dessen Architektur die Ästhetik der Designobjekte im Inneren perfekt widerspiegelt.

Der Kontrast dazu könnte ein Besuch im Liebieghaus sein, einer historischen Gründerzeitvilla, deren romantisches Ambiente einen intimen Rahmen für die Sammlung alter Skulpturen schafft. Hier korrespondiert die historische Architektur direkt mit der Epoche der ausgestellten Kunst. Die bewusste Wahrnehmung dieses Zusammenspiels von Gebäude und Inhalt verleiht dem Besuch eine zusätzliche, tiefere Ebene. Sie erleben nicht nur, was ausgestellt ist, sondern auch, wie der Raum die Wahrnehmung der Kunst formt und leitet.

Architektonischer Dialog zwischen historischer Villa und moderner Museumsarchitektur

Diese visuelle Gegenüberstellung von historischer Villa und moderner Museumsarchitektur ist charakteristisch für das Museumsufer. Ein architektonisch-inhaltlicher Pfad lässt Sie diese spannenden Dialoge bewusst entdecken und verstehen, wie über ein Jahrhundert Baukultur am Mainufer konzentriert ist.

Welche Route durch die Kleinmarkthalle führt systematisch zu allen Produktkategorien ohne Wiederholungen?

Obwohl die Kleinmarkthalle kein Museum ist, stellt sie den strategischen Planer vor eine ganz ähnliche Herausforderung wie das Museumsufer: eine hohe Dichte an Reizen auf engem Raum. Sie ist ein Mikrokosmos der sensorischen Vielfalt, der ohne eine kluge Navigationsstrategie schnell in Überforderung und unstrukturiertem Umherirren endet. Die Prinzipien des Kultur-Marathons – Clustering, effiziente Wege und das Management von Eindrücken – lassen sich hier perfekt anwenden, um die Halle systematisch zu erleben.

Eine effiziente Route vermeidet Zickzack-Kurse und doppelte Wege. Anstatt sich treiben zu lassen, wenden Sie das Prinzip des „thematischen Clusterings“ an. Eine logische Choreografie könnte so aussehen: Beginnen Sie im Erdgeschoss und widmen Sie sich zunächst den non-perishables und Spezialitäten wie Gewürzen, Tees und internationalen Delikatessen an den Ständen im Hauptgang. Dies bildet den ersten thematischen Block.

Folgen Sie dem Hauptgang und widmen Sie sich dann dem zweiten Cluster: den Metzger- und Käsetheken. Nehmen Sie sich hier Zeit für die visuelle Vielfalt, aber planen Sie eventuelle Einkäufe für das Ende Ihres Rundgangs, um nicht alles tragen zu müssen. Der dritte Akt führt Sie auf die Empore. Hier oben finden Sie nicht nur weitere Stände, sondern auch die berühmten Weinbars. Dies ist der ideale Ort für eine geplante, regenerative Pause – das Äquivalent zum Museumscafé. Genießen Sie ein Glas Wein und beobachten Sie das Treiben unter Ihnen. Zum Abschluss kehren Sie ins Erdgeschoss zurück und besuchen den letzten Cluster: die frischen Produkte wie Obst, Gemüse und die berühmte Frankfurter Grüne Soße an den Ständen im hinteren Bereich oder vor der Halle.

Diese systematische Route, die Produktkategorien bündelt und eine Pause strategisch platziert, verwandelt einen potenziell chaotischen Bummel in eine effiziente und genussvolle Erkundung, bei der Sie nichts verpassen und dennoch entspannt bleiben.

Das Wichtigste in Kürze

  • Strategie vor Spontaneität: Ein erfolgreicher Besuch am Museumsufer ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer bewussten Planung von Route, Zeit und Pausen.
  • Qualität vor Quantität: Begrenzen Sie sich auf maximal 3 Museen pro Tag und 2,5 Stunden pro Museum, um kognitive Ermüdung zu vermeiden und die Tiefe des Erlebnisses zu maximieren.
  • Kuratieren Sie Ihren Tag: Schaffen Sie thematische Cluster (z. B. nur Kunst, oder Mix aus Geschichte & Design), um eine logische und anregende Erlebnis-Dramaturgie zu gestalten.

Was macht das Museumsufer zu einem einzigartigen Kulturquartier?

Das Frankfurter Museumsufer ist weit mehr als nur eine Ansammlung von Museen. Es ist ein lebendiges, atmendes Kulturquartier, dessen Einzigartigkeit auf dem perfekten Zusammenspiel von drei Faktoren beruht: der visionären städtebaulichen Konzeption, der kuratorischen Vielfalt auf engstem Raum und der gelebten Kultur, die weit über die Museumsmauern hinausgeht. Es ist diese Synergie, die den Ort von anderen Kulturmeilen weltweit abhebt und die Grundlage für den strategischen Kultur-Marathon bildet.

Die Dichte selbst, wie wir gesehen haben, ist ein geplantes Merkmal, das eine unvergleichliche Zugänglichkeit schafft. Aber es ist die inhaltliche Bandbreite – von Archäologie im Archäologischen Museum über Filmgeschichte im DFF bis hin zu Kommunikation im Museum für Kommunikation –, die es jedem Besucher ermöglicht, eine hochgradig personalisierte Route zu erstellen. Diese Vielfalt fördert einen interdisziplinären Dialog, der an kaum einem anderen Ort so mühelos möglich ist. Die Dimension dieses Kulturangebots wird besonders beim jährlichen Museumsuferfest sichtbar, das mit 27 Museen, 14 Bühnen und über 1 Million Besuchern zu Europas größten Kulturfestivals zählt.

Zudem ist das Quartier kein steriles Kunst-Ghetto, sondern tief in das städtische Leben integriert. Die Parks, Cafés und der Main selbst dienen als Erweiterung des Kulturerlebnisses und als wichtige Zonen der Regeneration. Die Fähigkeit, innerhalb von Minuten von einer intensiven Auseinandersetzung mit Kunst zu einem entspannten Moment am Flussufer zu wechseln, ist ein unschätzbarer strategischer Vorteil für jeden Besucher. Diese Dynamik wird auch in Zukunft eine Rolle spielen, wie die Kulturdezernentin Ina Hartwig betont:

2025 feiern wir 100 Jahre ‚Neues Frankfurt‘ mit vielen Veranstaltungen. Die Frankfurter Museen tun sich zu spannenden Kooperationen zusammen, um dieses wichtige Thema aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.

– Ina Hartwig, Kulturdezernentin Frankfurt

Diese Aussage unterstreicht den kollaborativen Geist und die zukunftsgewandte Ausrichtung, die das Museumsufer auch weiterhin zu einem der spannendsten Kulturorte Europas machen.

Ihr Besuch am Museumsufer hat das Potenzial, weit mehr als eine oberflächliche Besichtigungstour zu sein. Indem Sie die hier vorgestellten strategischen Prinzipien anwenden, erheben Sie sich vom passiven Konsumenten zum aktiven Kurator Ihres eigenen Erlebnisses. Beginnen Sie jetzt mit der Planung Ihrer persönlichen Besucher-Choreografie und verwandeln Sie Ihren nächsten Museumsbesuch in eine tiefgründige, bereichernde und unvergessliche Reise.

Geschrieben von Thomas Richter, Thomas Richter ist staatlich geprüfter Gästeführer und zertifizierter Natur- und Landschaftsführer mit 19 Jahren Erfahrung in der touristischen Vermittlung und Exkursionsplanung. Er ist Mitglied im Bundesverband der Gästeführer in Deutschland (BVGD) und arbeitet als selbständiger Kulturvermittler, Wanderführer und Reiseberater für die Region Rhein-Main.